Die Überprüfung der Grundkompetenzen (ÜGK) wurde von der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK) durchgeführt. Sie bietet ein repräsentatives Bild darüber, inwieweit Schülerinnen und Schüler am Ende der obligatorischen Schulzeit die Bildungsziele in den Bereichen Schulsprache sowie erster und zweiter Fremdsprache erreichen. Die Erhebung ist als Systemmonitoring konzipiert. Aussagen über Ursachen und Wirkungen lassen sich aus den Ergebnissen nicht direkt ableiten.
Erste Einschätzung
In einer ersten Einschätzung lässt sich festhalten, dass die Volksschule von Appenzell Ausserrhoden im Grundsatz gut funktioniert und konkurrenzfähig ist. Der mit dem Volksschulgesetz vorgegebene Bildungsauftrag wird erfüllt. Besonders erfreulich ist, dass die Ergebnisse keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen. Die Ergebnisse der geprüften Sprachen wurden vom Departement Bildung und Kultur analysiert. Als erste Erkenntnisse lassen sich nachstehende Punkte festhalten:
Schulsprache Deutsch
Mit 84 % erreicht ein hoher Anteil der getesteten Lernenden von Appenzell Ausserrhoden die Grundkompetenzen in "Deutsch – Lesen". Der Wert liegt 2 % über dem Durchschnitt der Testregion. Das gleiche Bild zeigt sich für "Deutsch – Orthografie", wo 86 % (Durchschnitt Testregion: 84 %) der getesteten Lernenden die Grundkompetenzen erreichen. Insgesamt liegen die Ergebnisse leicht über den Durchschnitt. Das Departement Bildung und Kultur sieht hier keinen unmittelbaren Handlungsbedarf.
Fremdsprache Englisch (Unterricht ab 5. Schuljahr)
Mit 91 % (Durchschnitt Testregion: 85 %) erreicht ein sehr hoher Anteil der getesteten Lernenden von Appenzell Ausserrhoden die Grundkompetenzen in "Englisch – Hörverstehen". Dieses Ergebnis ist im nationalen Vergleich einer der Spitzenwerte. Vergleichbar zeigen sich auch die Resultate für "Englisch – Leseverstehen" mit 76 % (Durchschnitt Testregion: 75 %). Das Departement Bildung und Kultur führt die Ergebnisse vor allem auf die hohe Lernbereitschaft und auf die weite Verbreitung von Englisch im Alltag zurück.
Fremdsprache Französisch (Unterricht ab 7. Schuljahr)
Der Erreichungsgrad bei der zweiten Fremdsprache ist insgesamt für die Testregion sowie für Appenzell Ausserrhoden tief. Mit 54 % (Durchschnitt Testregion: 58 %) erreichen gut die Hälfte der getesteten Lernenden von Appenzell Ausserrhoden die Grundkompetenzen in "Französisch – Hörverstehen". Bei "Französisch – Leseverstehen erreichen mit 48 % (Durchschnitt Testregion: 51 %) knapp die Hälfte der Lernenden die Grundkompetenzen. Die Resultate könnten unter anderem auf die räumliche Distanz zur Sprachgrenze sowie auf die geringere Alltagsrelevanz von Französisch gegenüber Englisch zurückgeführt werden.
Weiteres Vorgehen
Das Departement Bildung und Kultur wird die Ergebnisse nun vertiefter analysieren. Die Resultate bieten wertvolle Hinweise für die Weiterentwicklung der Volksschule. Ebenso wird geprüft werden, inwiefern die Resultate Auswirkungen auf die kürzlich vom Kantonsrat für erheblich erklärte Motion zur Verlagerung des Französischunterrichts auf die Sekundarstufe haben.
Der Regierungsrat sieht seine Einschätzung bestätigt: In den Fächern Deutsch und Englisch zeigen die Lernenden in Appenzell Ausserrhoden keine Schwächen. Handlungsbedarf ortet er hingegen im Fach Französisch. Dieser Unterricht sollte nicht geschwächt werden – insbesondere nicht zugunsten anderer Fächer, in denen bereits gute Leistungen erzielt werden. Vielmehr soll Französisch gezielt gestärkt werden.
Um die Sprachkompetenz im Französischen nachhaltig zu fördern, ist unter anderem die Wiederaufnahme des grundsätzlich erfolgreichen Sprachenaustauschprogramms zu prüfen, das während der Coronapandemie sistiert wurde. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es jedoch noch zu früh, um konkrete Massnahmen oder eine definitive Stossrichtung festzulegen.