Inhalt

News Suchergebnis

Schutzsuchende aus der Ukraine: Herausforderungen im Verbund meistern

Die weiterhin grosse Solidarität der Bevölkerung in Appenzell Ausserrhoden bei der Aufnahme von geflüchteten Personen aus der Ukraine ist sehr begrüssenswert, ist aber für den Kanton und die Gemeinden nach wie vor herausfordernd. In enger Zusammenarbeit zwischen Bund, Kanton, Gemeinden, Privaten und Organisationen wurden gemeinsam Lösungen gefunden, um Schutzsuchende unterzubringen – so auch im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen. Bei einem Besuch am Donnerstag, 12. Mai, verschaffte sich die Direktorin des Staatssekretariats für Migration (SEM), Christine Schraner Burgener, gemeinsam mit Regierungsrat Yves Noël Balmer ein Bild der Lage. Dabei zeigte sich die Staatssekretärin erfreut, wie gut Kanton, Gemeinden und Organisationen sowie die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi die Situation im Verbund meistern.

Appenzell Ausserrhoden beherbergt, gemessen an der Bevölkerungszahl, derzeit schweizweit am meisten Schutzsuchende. Deshalb hat das SEM für den Moment einen Zuweisungsstopp für den Kanton verfügt, was die kantonalen und kommunalen Strukturen entlastet. Sobald der Bund Appenzell Ausserrhoden wieder weitere Schutzsuchende zuweist, werden diese für die ersten Tage oder Wochen u.a. im Kinderdorf Pestalozzi untergebracht, bevor sie an eine Gemeinde im Kanton überwiesen werden, die ab diesem Zeitpunkt die Verantwortung für die Schutzbedürftigen übernimmt.

Nicht nur die grosse Anzahl an Schutzsuchenden – derzeit 568 Personen – stellt den Kanton vor Herausforderungen, sondern auch der neue Schutzstatus S, der zum ersten Mal zur Anwendung kommt. Regierungsrat Yves Noël Balmer hielt vor den Medien fest, dass man immer noch Erfahrungen sammeln müsse bezüglich des Schutzstatus S. "Es hat sich zwar vieles bereits eingespielt, trotzdem ist eine weitere enge Zusammenarbeit zwischen den drei Staatsebenen Bund, Kantone und Gemeinden wichtig. Denn Appenzell Ausserrhoden hat bereits mehr Geflüchtete aufgenommen, als es der unter den Kantonen vereinbarte nationale Verteilschlüssel vorsieht." Je nach Verlauf des Kriegs wird es nötig sein, weitere Personen aufzunehmen. Dabei übernimmt der Kanton eine koordinierende Funktion zwischen Bund und Gemeinden. Die Gemeinden sind laufend daran, zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten aufzubauen, um bereit zu sein. Regierungsrat Yves Noël Balmer weiter: "Der Regierungsrat ist dankbar, dass auch Private eine so grosse Solidarität zeigen. Ich hoffe, dass diese auch über den Krieg in der Ukraine hinaus bestehen bleibt. Wir bewältigen die Situation nur im Verbund aller drei Staatsebenen sowie unter Mithilfe von Organisationen und mit der Solidarität der Bevölkerung."

Regierungsrat Yves Noël Balmer freute sich denn auch, dass sich die Staatssekretärin Christine Schraner Burgener mit einem Besuch im Kinderdorf Pestalozzi persönlich ein Bild der Situation verschaffte; derzeit wohnen 70 Schutzsuchende im Kinderdorf. Die Staatssekretärin nutzte diese Gelegenheit für einen Austausch mit geflüchteten Personen wie auch mit dem Kanton, der Gemeinde Trogen und der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. "Das Kinderdorf Pestalozzi war, wie es dem Geist dieser wunderbaren Institution entspricht, sofort bereit, grosszügig Geflüchtete aufzunehmen und ihnen einen Ort anzubieten, an dem sie zur Ruhe kommen können. Dafür bedanke ich mich sehr herzlich. Und auch dafür, dass von Anfang an so eng und konstruktiv mit den Behörden zusammengearbeitet wurde", so die Staatssekretärin.

Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ist eine der Gastgeberinnen der ersten Stunde in der Krise. Rund 100 Plätze stellt das Kinderdorf Appenzell Ausserrhoden für die Erstunterbringung zur Verfügung. Dazu wird der Kanton mit der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi eine Leistungsvereinbarung abschliessen. Martin Bachofner, Geschäftsführer der Stiftung, hält fest: "Seit dem ersten Tag der Krise agieren wir als Ankunfts- und Anlaufstelle und haben die ukrainischen Gäste bei uns willkommen geheissen, verpflegt und ihnen die Möglichkeit gegeben, zur Ruhe zu kommen. Dank der konstruktiven Zusammenarbeit mit Kanton und Bund können wir uns nun wieder vermehrt unserem Bildungs- und Entwicklungsauftrag widmen und die Menschen koordiniert an ihre Bestimmung begleiten, wo sie sich integrieren."

Die Gemeindepräsidentin von Trogen, Dorothea Altherr, begrüsst die Zusammenarbeit mit dem Kanton und dem Kinderdorf Pestalozzi ausdrücklich. Trogen habe als Standortgemeinde des Kinderdorfes eine lange Tradition bei der Aufnahme von Schutzsuchenden. Die Arbeit des Kinderdorfes werde von der ganzen Gemeinde getragen. Auch im Namen von anderen Gemeinden wies Dorothea Altherr darauf hin, dass sich bei keiner Flüchtlingswelle in der jüngeren Vergangenheit so viele Ausserrhoderinnen und Ausserrhoder bereit erklärt hätten, zu Hause Schutzsuchende aufzunehmen. Das Engagement der Bevölkerung entlaste Kanton und Gemeinden, schaffe aber gleichzeitig auch neue Herausforderungen.

Zusätzliche Informationen