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Fragen und Antworten

Was sind PFAS?

Bei per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) handelt es sich um eine Gruppe von mehreren tausend industriell hergestellten Chemikalien. Seit den 1970er-Jahren werden sie in grossem Umfang eingesetzt. Viele PFAS sind fett-, schmutz- und wasserabweisend sowie thermisch und chemisch äusserst stabil. Diese Stoffeigenschaften sind vorteilhaft und nützlich in einer Vielzahl an Produkten und Prozessen. Aber PFAS sind problematisch für die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt. PFAS sind in der Umwelt nahezu nicht abbaubar und werden daher auch als «Ewigkeitschemikalien» bezeichnet.

Wie kommen/kamen diese Stoffe in die Umwelt?

PFAS wurden ab den 1970er Jahren etwa in Feuerlöschschäumen, zur Produktion von Teflon und wasserabweisenden Textilien, für Lacke und Farben, Reinigungsmittel oder Kosmetikartikel eingesetzt. PFAS können bereits während deren Herstellung in die Umwelt gelangen. Sie können aber auch beim Gebrauch und der Entsorgung dieser Produkte freigesetzt werden; etwa durch Klärschlamm, der bis zur Jahrtausendwende in der
Landwirtschaft als Düngemittel Verwendung fand (ab 1.10.2006 verboten), oder beim Einsatz von PFAS-haltigen Löschschäumen. PFAS findet man heute praktisch überall in der Umwelt.

Sind PFAS für Menschen und Tiere schädlich?

Grundsätzlich werden PFAS durch den Konsum von belastetem Wasser und Nahrung aufgenommen. Sie reichern sich im menschlichen Körper, in Organismen, Tieren und Sedimenten sowie Pflanzen an.

Für einzelne Stoffe der PFAS-Gruppe (zum Beispiel für die Perfluoroctansulfonsäure PFOS und die Perfluoroctansäure PFOA) sind gesundheitsschädliche Wirkungen bei Tieren und Menschen beschrieben; z.B. aufs Immunsystem, den Fettstoffwechsel oder die Leber. Diese Stoffe wurden bereits verboten.

Für viele Stoffen der PFAS-Gruppe bestehen jedoch aktuell noch erhebliche Wissenslücken in Bezug auf das gesundheitsschädigende Potenzial beim Menschen. Eine Vielzahl möglicher Effekte z.B. auf die Krebsentstehung, den Hormonhaushalt oder die Entwicklung ungeborener Kinder während der Schwangerschaft sind Gegenstand der Forschung. In Anbetracht der aktuell noch bestehenden wissenschaftlichen Unsicherheiten zu möglichen schwerwiegenden Gesundheitsschäden beim Menschen, sollte die Aufnahme von PFAS vorsorglich minimiert werden. Dies wird beispielsweise bei Lebensmitteln mit dem Festlegen von mit der EU harmonisierten Höchstwerten für PFAS erreicht. Zudem wird ein umfassendes PFAS-Verbot EU-weit diskutiert.

Wurden in Appenzell Ausserrhoden PFAS-Höchstwerte im Trinkwasser überschritten?

Das Interkantonale Labor (IKL) hat in den Jahren 2021-2024 das Trinkwasser aller Wasserversorgungen in Appenzell Ausserrhoden auf PFAS hin überprüft. Im Trinkwasser der meisten Wasserversorgungen wurden keine PFAS nachgewiesen. In einzelnen Proben konnten jedoch Spuren gefunden werden. Sämtliche Proben erfüllen die heute gültigen Höchstwerte in der Schweiz, als auch die strengeren Höchstwerte, die in der EU gelten und vielleicht im Jahre 2026 in der Schweiz eingeführt werden. Diese Ergebnisse lassen die Schlussfolgerung zu, dass das Trinkwasser in Appenzell Ausserrhoden bedenkenlos konsumiert werden kann.

Wie sieht die Belastung in Fliessgewässern aus?

In Untersuchungen des Amtes für Wasser und Energie des Kantons St. Gallen wurden 2021 auch in Grenzgewässern zu Appenzell Ausserrhoden sowohl im Wasser wie auch in Fischen PFAS in nicht unbedenklichen Konzentrationen festgestellt. Risikobasiert werden weitere Untersuchungen durchgeführt. Wichtige Eintragspfade in die Gewässer dürften Deponien, gewisse Betriebsstandorte, Brandplätze oder landwirtschaftliche Flächen sein, die früher mit Klärschlamm gedüngt wurden.

Wurden in Appenzell Ausserrhoden PFAS-Höchstwerte in Lebensmitteln überschritten?

Es wurden bisher keine Untersuchungen von Lebensmitteln durchgeführt, für die im Schweizerischen Lebensmittelrecht Höchstwerte festgelegt worden sind – mit Ausnahme von Trinkwasser (Höchstwerte eingehalten, siehe oben). Solche Untersuchungen sind für 2025 vorgesehen (siehe unten).

Was unternehmen die Behörden?

PFAS-Konzept

Der Regierungsrat hat die Ausarbeitung eines PFAS-Konzepts in Auftrag gegeben, welches im Sinne des One Health-Konzeptes einen ganzheitlichen, interdisziplinären und verhältnismässigen Umgang mit der Problematik durch die kantonale Verwaltung vorsieht. Das Ziel ist es, Hotspots im Kanton einzugrenzen und die Bevölkerung vor erheblichen gesundheitlichen Risiken zu schützen. Das Konzept soll bis Ende des ersten Quartals 2025 vorliegen.

Wasserversorgungen

Das Interkantonale Labor (IKL) hat - wie oben beschrieben - 2023 alle Wasserversorgungen in Appenzell Ausserrhoden auf PFAS untersucht. Im Jahresbericht 2023 (Seiten 14-15) sind die Ergebnisse publiziert.

Lebensmittel

Das Interkantonale Labor führt im Herbst 2024 Milchuntersuchungen bei Milchsammelstellen und grossen Käsereien im Kanton durch. Dadurch will man einen Überblick über die Belastung von Lebensmitteln erhalten. Sollten dabei auffällige Befunde auftreten, werden die Ursaschen genauer untersucht.

Umwelt

Das Amt für Umwelt untersucht in Pilotstudien und in Zusammenarbeit mit dem Bund und anderen Kantonen seit einigen Jahren Altlastenstandorte (z.B. Deponiesickerwasser) und Gewässer (Grundwasser, Fliessgewässer, Fische und Abwasser) auf PFAS und informiert die Öffentlichkeit regelmässig darüber:

Aktuell laufen Kampagnen zu Deponien, Grundwasser, Fischen und Abwasser.

Es sind zurzeit keine flächendeckenden Bodenuntersuchungen vorgesehen, da solche Untersuchungen aufwändig und teuer sind. Im Einzelfall wird bei möglichen Hotspots geprüft, ob Bodenproben erforderlich sind; zum Beispiel um landwirtschaftliche Nutzflächen einer Risikobeurteilung unterziehen zu können.

Bund

Auf Bundesebene werden regulatorische Massnahmen vorbereitet. Insbesondere die Festsetzung von allgemeingültigen Sanierungsgrenzwerten im Umweltbereich ist eine Herausforderung. Einerseits müssen die Gesundheitsgefährdung und das Vorsorgeprinzip berücksichtigt werden, andererseits ist die PFAS-Belastung bereits derart weit verbreitet, dass zu niedrige Grenzwerte ein nicht zu bewältigender Sanierungsbedarf auslösen würde. Zudem prüft der Bund die Erstellung eines Aktionsplanes PFAS.

Was bedeuten PFAS für die Landwirtschaftsbetriebe?

Wenn PFAS im Boden oder im Trinkwasser sind, können diese Stoffe in die Nahrungskette gelangen. Nutztiere können PFAS über Futter, Wasser oder belastete Weideflächen aufnehmen.

Im Kanton St.Gallen wurde im August 2024 bekannt, dass in bestimmten Gebieten PFAS in landwirtschaftlichen Böden gefunden wurden. Auf den betroffenen Betrieben wurden in Böden, Quellwasser sowie im Fleisch von Kühen, Rindern und Kälbern erhöhte Werte gemessen. Auch in Milchproben konnten PFAS nachgewiesen werden. PFAS stellen in den gemessenen Mengen keine akute Gesundheitsgefährdung dar. Die Belastung des Menschen ist aber langfristig möglichst tief zu halten.

In Appenzell Ausserrhoden werden nun auch Untersuchungen der Milch durchgeführt (siehe oben), um ein umfassendes Bild der Lebensmittelbelastung zu erhalten. Landwirtschaftsbetriebe, welche erhöhte Werte aufweisen, werden in der Folge weiter untersucht, damit die Quelle der PFAS gefunden wird. Liegen die gefundenen Werte im Lebensmittel über einem gesetzlichen Höchstwert, muss der Betrieb Massnahmen zur Senkung ergreifen. Welche Massnahmen das sind, muss je nach Betrieb, Menge und Herkunft der PFAS beurteilt werden. Die Lebensmittelgesetzgebung sieht vor, dass primär die Landwirtinnen und Landwirte bzw. die Produzentinnen und Produzenten für die sichere Produktion von Lebensmitteln auf ihren Betrieben verantwortlich sind. Im Grundsatz gilt eine Selbstkontrolle.

Zusätzliche Informationen

Kontaktstelle PFAS- Gesamtkoordination:

Departement Gesundheit und Soziales

Departementssekretariat
Kasernenstrasse 17
9102 Herisau
T: +41 71 353 65 92