Die Kulturpreisträgerin 2024 Gisa Frank wurde 1960 geboren und ist in Süddeutschland sowie am Bodensee im Thurgau aufgewachsen. Seit 1988 lebt sie in Rehetobel. Gisa Frank, ausgebildet in zeitgenössischem Tanz, performativen Bewegungsformen und Körperarbeit, ist im Kanton Appenzell Ausserrhoden seit mehr als zwanzig Jahren aktiv. Grosse Gruppen zu bewegen und für und mit diesen zu choreografieren ist im Laufe der Zeit zu ihrem Markenzeichen geworden. Dies kommt in vielfältigen Zusammenhängen zum Tragen: Ihre Projekte zeichnen aus, dass sie auf den Ort ein und meistens aus den Sälen hinaus in die Landschaft zwischen Bodensee und Säntis gehen. Sie arbeitet mit Laien und Profis und am liebsten mit ganzen Menschenansammlungen, verbindet dabei Musik, Tanz und Bild. So war Gisa Frank unter anderem massgeblich am Festspiel "Der dreizehnte Ort" in Hundwil beteiligt und bewegte die Geschichte des Kantons, in diesem Fall das 500-Jahr-Jubiläum des Beitritts zur Eidgenossenschaft. Mit ihren Landschaftsperformances und Bühnenproduktionen lotet sie auf ihre ganz eigenwillige Art Grenzen aus, nimmt gesellschaftliche Themen auf und beschäftigt sich zum Beispiel mit dem Gras als Haar der Erde.
Der Kulturpreis würdigt das Werk einer Künstlerin, die seit vielen Jahren professionell, charismatisch und unter Einbezug breiter Bevölkerungskreise des Kantons künstlerisch arbeitet und damit den Zugang zum zeitgenössischen Tanz ermöglicht. Darüber hinaus macht sie sich für den Tanz im Allgemeinen stark, sei es durch die Gründung der IG Tanz Ost, die Schaffung des Festivals Tanz Plan Ost, ihre stetige Lobbyarbeit oder die Unterstützung regionaler Tanzschaffenden. Der Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden würdigt Gisa Frank für ihr kontinuierliches, leidenschaftliches und gehaltvolles Schaffen nahe an den Menschen und zeichnet sie mit dem mit 25'000 Franken dotierten Kulturpreis aus.
Kultureller Anerkennungspreis für den Chorwald
Zur Verdankung besonderer Verdienste in den Bereichen Vermittlung, Pflege und Förderung der Kultur in und von Appenzell Ausserrhoden kann der Regierungsrat einen Anerkennungspreis sprechen. Er soll – ergänzend zum kantonalen Kulturpreis – gerade auch diesen unersetzlichen Tätigkeitsbereichen eine Sichtbarkeit verleihen.
Der Chorwald ist der zweite Träger des mit 10'000 Franken dotierten Ausserrhoder Anerkennungspreises. Das Chorsingen hat in Appenzell Ausserrhoden Tradition und bringt eine breite Öffentlichkeit dazu, sich kulturell zu betätigen. Oftmals vermögen einzelne professionelle Musikschaffende wie Jürg Surber, der langjährige Dirigent des Chorwalds, die Chöre mit Begeisterung und Sachverstand zu motivieren. Der diesjährige Anerkennungspreis des Kantons steht also auch stellvertretend für dieses grosse Engagement, das andere Chöre im Kanton an den Tag legen.
1983 als "Gemischter Chor Wald AR" aus einem Zusammenschluss zwischen dem 1879 gegründeten Männer- und dem 1904 gegründeten Frauen- und Töchternchor hervorgegangen, ist der Chorwald heute ein Regionalchor mit über 60 Aktivmitgliedern aus allen umliegenden Dörfern. Er strahlt mit speziell konzipierten Konzertprogrammen und durch nationale und internationale Auftritte auch weit über das Appenzellerland hinaus. So wurde er bei verschiedenen Wettbewerben und Gesangsfesten ausgezeichnet. Trotz wechselnder Besetzung hat sich der Chor ein breites Fundament erarbeitet, auf dem eine hohe stilistische Vielfalt möglich ist: Dies zeigt sich in vielen Auftritten vom Dorfständchen mit traditionellen Volksliedern verschiedener Kulturen über Gottesdienstmitwirkungen bis zu konzertanten Aufführungen grosser klassischer Oratorien. Mit dem Anerkennungspreis 2024 wird der Chor sowohl für den wichtigen Beitrag, den die Sängerinnen und Sänger mit ihrem ehrenamtlichen Engagement zum kulturellen Leben im Kanton leisten, als auch für seine sorgfältige Klangkultur und seine innovativen Konzertprogramme gewürdigt.
Zu Kultur bewegen
Gemeinsam ist beiden Ausgezeichneten, dass sie mit ihrem Schaffen in Appenzell Ausserrhoden breite Gruppen zu einer kulturellen Eigenaktivität anregen und einen niederschwelligen Zugang zu kulturellem Schaffen ermöglichen. Gleichzeitig werden sie mit ihrer hohen künstlerischen Qualität aber auch weit über die Kantonsgrenzen hinaus wahrgenommen. Damit stehen sie stellvertretend für das reichhaltige und hochwertige Kulturschaffen in Appenzell Ausserrhoden.