Die Denkmaltage 2023 gehen der Frage nach, welchen Beitrag reparieren und wiederverwenden zur Erreichung des Netto-Null-Ziels leistet. Denn das Bauwesen ist für einen hohen Anteil der CO2-Belastung verantwortlich. Deshalb ist die Wieder- und Weiterverwendung von Materialien bei der Erneuerung von Gebäuden ausschlaggebend. Sich beim Alten zu bedienen um Neues zu schaffen, ist allerdings kein Phänomen der heutigen Zeit. Früher waren finanzielle Gründe dafür ausschlaggebend, heute geht es um die Ressourcenschonung. Am Beispiel von zwei Häusern und des Landsgemeindeplatzes in Hundwil gibt es in Ausserrhoden am Tag des Denkmals, am Samstag 9. September, Spannendes zu entdecken.
Rothus
Das «Rothus», im 19. Jahrhundert auch als Restaurant Sternen bekannt, steht an der Verzweigung der alten Landstrasse ins Herisauer Tobel und ins Rachetobel. Am Strickbau findet sich die Jahreszahl 1696. Im und ums Haus wurde in den über 300 Jahren manches verändert und weitergebaut, zuletzt wurde das Dach sorgfältig gedämmt. Die Eigentümerschaft führt am Tag des Denkmals durch das Haus und zeigt, wie sie eins ums andere restauriert und modernisiert, wie das Haus repariert wird und dabei oft Bauteile aus anderen Gebäuden weiterverwendet werden. Und doch sind zeitgemässe und denkmalgerechte Annehmlichkeiten möglich.
Samstag 9. September, 09.15–10.15 h: Informationen durch die Eigentümerschaft Andreas Brunner und Eva Tiepner sowie die Zimmerei Frischknecht & Spiess. Adresse: Moos 101, 9064 Hundwil, 15 Min. Fussweg ab Bushaltestelle Dorf. Vor Ort sind keine Parkplätze vorhanden! Anmeldung erforderlich bis Dienstag, 5.9.2023 an denkmalpflege@ar.ch oder via Tel. 071 353 67 45
Künstlerische Forschung im Denkmal
Das 15 Zimmer umfassende Holzgiebelhaus mit der Adresse Dorf 10 steht im Hundwiler Ortsbild von nationaler Bedeutung am Landsgemeindeplatz und in unmittelbarer Nähe zur Grubenmann-Kirche. Hier wurde einst gewoben und später gewirtet, im Haus gab es auch ein Antiquitätengeschäft. Die unterschiedlichen Nutzungen und mehr als 300 Jahre Wohnnutzung haben ihre Spuren hinterlassen. Die Restaurierung erfolgte sehr sorgfältig und ist exemplarisch. Eingriffe aus den 1950er- und 1990er-Jahren wurden teils rückgebaut, anderes wurde so restauriert, dass der Veränderungsprozess der Umbauten nachvollziehbar bleibt. Notwendige Eingriffe bei Küche, sanitären Anlagen oder energetische Massnahmen sind als neue Elemente erkennbar und fügen sich visuell ins Gesamtbild ein.
Fachgerechte Sanierungen brauchen viel Wissen über die verwendeten Materialien und deren Verarbeitung. Künstlerin Vera Marke erforscht ihr Haus und restauriert es auch. So wurde zum Beispiel der hundertjährige Anstrich mit Ölfarbe wie ein Gemälde gereinigt, retuschiert und neu geölt. Die dokumentierten Forschungsergebnisse sind ausgestellt.
Samstag 9. September, 11.30–16.00 h freie Besichtigung, 11.30 h, 13.00 h und 14.30 h geführte Besichtigungen mit Vera Marke, Adresse: Haus Dorf 10, 9064 Hundwil
Dorfplatz – Form und Funktion
Ursprünglich bildete der nordöstlich der Kirche liegende Dorf- und Brunnenplatz das Zentrum von Hundwil; denn hier kommen die historischen Verkehrswege zusammen. Die heutige Bebauungsstruktur ist ab 1611 der Landsgemeinde geschuldet, die abwechselnd in Hundwil und Trogen stattfand. Dafür entstand der grosse Platz im Westen des Kirchenportals. Seinen Abschluss bilden die Reihe der Holzgiebelhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit ihren gemauerten Sockelgeschossen.
Wege, Plätze, Fluchten, Bauten, Bepflanzungen und Verbindungen sind die Elemente eines Platzes. Doch auch Licht, Luft, Menschen, Tiere, Fahrzeuge, Geschichte, Nutzung und Funktion prägen ihn. Neben diesem Platz verläuft die heute stark befahrene Mittellandstrasse. Wie beeinflusst dieser Verkehr den Ort und das Leben auf dem Platz?
Samstag 9. September, 10.30–11.30 h Rundgang, Analyse und Gespräch auf, am und um den Hundwiler Dorfplatz mit Architekt Thomas K. Keller. Adresse: Landsgemeindeplatz, 9064 Hundwil