Die feierliche Preisverleihung fand am Sonntag im Beisein von Regierungsrat Alfred Stricker in der Stuhlfabrik in Herisau statt. Insgesamt wurden Preise im Wert von 10'500 Franken überreicht. Die thematische Vielfalt, die stilistische Bandbreite und die Experimentierfreude der Autoren und Autorinnen, die Texte einreichten, wiederspiegelt sich in den preisgekrönten Texten.
Jurypreis Kategorie Erwachsene
Mit dem mit 4'500 Franken dotierten Jurypreis für den Text #influenza gewinnt eine Autorin, die sich als Kunstfigur in den sozialen Medien mit Texten der jungen Tradition der Facebook-Literatur und der Twittersprache "Twitter-Lingo" bewegt. Die hinter der Kunstfigur Jessica Jurassica stehende 25-jährige Künstlerin ist im Kanton Appenzell Ausserrhoden aufgewachsen. Ihre Identität ist anonym, um dem Konzept der gesichtslosen digitalen Kunstfigur gerecht zu bleiben. An der Preisverleihung war sie persönlich nicht anwesend - das Publikum konnte sie aber in Form einer Video-Performance kennenlernen.
Die Jury schreibt in ihrer Laudatio über #influenza: "Dass es weh tun kann und wie, in der Haut einer öffentlichen Figur mit perfektem Lächeln, perfektem Style, perfektem Geschmack zu stecken - mögen noch so viele junge Mädchen und Frauen davon träumen, wie sie zu sein -, davon erzählt die Geschichte auf schonungslose, originelle, zupackende Weise. Die Autorin geht ganz in ihre Figur hinein und mit ihr an die Grenze; sie lässt sie kritisch nachdenken über das Leben, das sie führt, doch so schnell wird sie die Follower im Kopf nicht los - jede Gedankenfolge endet bei der Sorge um ihr perfektes Image. Der Text nimmt seine zeitgeistige Protagonistin ernst und es gelingt ihm, sich nie über sie lustig zu machen."
Jurypreis Kategorie Jugendliche (14 -18 Jahre)
Die 17-jährige Kantonsschülerin Lea Sager aus Bühler erhält den mit 1'500 Franken dotierten Jurypreis in der Kategorie Jugendliche. Für Lea Sager ist Schreiben das Medium, durch das sie sich ausdrücken kann, wie es andere beim Zeichnen oder durch Musik tun. Die Jury würdigt den Text "Selbstverständlich!" in ihrer Laudatio: "Mit einem Flair fu¨rs Absurde erzählt Lea Sager die Geschichte von einer eigentlich ganz normalen, aber doch reichlich seltsamen Begegnung. Der Preisträgertext der Kategorie Jugendliche ist eine runde, witzige, temporeich getaktete Geschichte."
Publikumspreis
Ruth Weber-Zeller wird mit dem Publikumspreis in der Höhe von 4'500 Franken ausgezeichnet. Die 47-jährige Familienfrau lebt in Walzenhausen und ist im Gesundheitswesen tätig. Vor drei Jahren hat sie eher zufällig mit dem Schreiben angefangen. Heute sagt sie: "Seit da lässt mich das Schreiben nicht mehr los, ist zu einem Teil von mir geworden, zu einem tiefen Bedürfnis, dem ich Raum geben möchte. Schreiben als Möglichkeit, mit dem Leben umzugehen. Mit Worten zu gestalten und ihnen Leben einzuhauchen, bereitet unendliche Freude."
Die Jury würdigt den Text, den das Publikum auserkoren hat mit diesen Worten: "Zwei, drei Sätze genügen, und wir sind mitten drin - im Text und im Leben einer Ich-Erzählerin, die am Ende ihres Lebens angelangt ist. Mit einfachen Worten, kurzen, harten, präzisen Sätzen evoziert die Autorin die Atmosphäre im Altersheim; fast glauben wir, die Essensdüfte zu riechen, die noch vom Mittagessen in den Räumen hängen. Der Text ist kunstvoll gemacht und entfaltet einen starken Sog. Die Tragik dieser alten, verwirrten und doch so poetisch die Fäden ihrer Erinnerungen verwebenden Frau, berührt." In Teufen kürte das Publikum die 46-jährige Alexandra von Arx aus Urnäsch für den Text "Kopfreisen im Appenzellerland" zur Tagessiegerin.
Positive Bilanz
Beim zweiten Schreibwettbewerb von Literaturland haben siebzehn Erwachsene und vier Jugendliche Texte eingesandt. Die fünfköpfige Jury - bestehend aus Ralf Bruggmann, Christine Lötscher, Anna Lutz, Patrick Schär und Rebecca C. Schnyder wählten die sieben besten Texte aus und schickten sie ins Rennen um den Publikumspreis. An zwei Lesungen in den Bibliotheken Herisau und Teufen bestimmten über neunzig Zuhörende die Gewinnerin des Publikumspreises. Im kritischen, aufmerksamen Publikum fanden sich - wie auch bei den Schreibenden, die Texte eingereicht hatten - mindestens zwei Generationen.
Weitere Informationen sind zu finden auf: www.literaturland.ch