Es gibt wohl wenige Bewohnerinnen und Bewohner zwischen Stoss, Wissegg und Lustmühle, die dem robusten Mann mit dem verschmitzten Lächeln noch nie bei seiner Arbeit begegneten. Kein Schneesturm, kein Hitzetag und kein Regenwetter hielten ihn davon ab, mit vollem Einsatz dafür zu sorgen, dass die Strassen sauber, die Böschungen gemäht, die Leitungen gespült und die Zäune geflickt sind. Auch Wochenendarbeit war für ihn selbstverständlich.
Werner Lindenmann ist in der Zwislen in Gais aufgewachsen. Er ist Gääser durch und durch. Bei der Büez aber galt sein voller Einsatz Teufen, Bühler und Gais gleichermassen. Am 1. September 1977 trat der 17-jährige Bursche in den Dienst des kantonalen Tiefbauamts. Dank seiner guten Auffassungsgabe, seinem Willen und seiner freundlichen Art wurde er nach wenigen Jahren zum Vorarbeiter befördert und führte all die Jahre drei bis vier Mann. Die Arbeit im kleinen Team gefiel ihm immer. Ab 1984 war Werner Lindenmann auch Einsatzleiter im Winterdienst. So ging sein geschultes Auge auch jetzt an seinem letzten Arbeitstag automatisch vom Himmel zur Fahrbahnoberfläche. Er hat alles erlebt. Zustände wie in Sibirien am Stoss genauso wie blühende Krokusse im Februar in der Liebegg.
In den ersten Jahren starteten die Männer des Mittelländer Strassenunterhalts in der Wegmacherhütte in den Hasenränken zwischen Teufen und Bühler. Es waren karge Zeiten, eine Heizung gab es nicht. Mit der Mechanisierung der Arbeit wuchs der Platzbedarf für Geräte und Material. Das Tiefbauamt mietete sich in die Remise beim Altersheim Bühler ein. Im Herbst 1994 konnte der neue Werkhof Weier in Gais bezogen werden. Hier hatte Werner Lindenmann am Morgen drei der Strassenzüge in seiner Obhut gleichzeitig im Blick. Es braucht viel Erfahrung, um im Sommer wie im Winter die Einsätze zur richtigen Zeit und mit den richtigen Mitteln zu führen. Die Geräte und Prognoseinstrumente wurden über die Jahre immer besser, die Anspruchshaltung der Verkehrsteilnehmenden wuchs allerdings auch, ebenso die Vorgaben für die Grünpflege oder den Gewässerunterhalt.
Das Gaiser Team ist organisatorisch dem Werkhof Herisau zugeteilt. Werner Lindenmann hatte mit dem Strassenkreisinspektor täglich Kontakt. Die anderen Vorgesetzten in der Hierarchie hatten hingegen wenig Einfluss auf seinen Arbeitsalltag. Fünf Baudirektoren inklusive einer Frau, drei Kantonsingenieure und drei Leiter Strassenunterhalt kamen und gingen, aber seine Arbeit konnte er immer selbst einteilen.
Zum Abschied blickte Werner Lindenmann mit Freude und Dankbarkeit auf sein Arbeitsleben im Dienst des Kantons zurück. Vieles hat sich im Lauf der Zeit geändert, anderes bleibe über all die Jahre gleich. Die harten Wintereinsätze wird er nicht vermissen. Er ist froh, dass er gesund blieb und sich jetzt vermehrt seinen anderen Beschäftigungen widmen kann. Sei das im Restaurant seiner Lebenspartnerin oder bei Holzerarbeiten im familieneigenen Wald. Langeweile fürchtet er nicht.
Regierungsrat Dölf Biasotto kam nach Gais und würdigte Werner Lindenmann und sein Wirken für das Ausserrhoder Strassenwesen. Er dankte ihm für unglaubliche 47 Jahre Treue. Zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des kantonalen Tiefbauamtes wünschte er ihm Gesundheit, Zufriedenheit und viel Freude bei seinen Hobbies. Seine Vorgesetzten können sich den Strassenunterhalt im Mittelland ohne ihn gar nicht vorstellen. Und wenn sie ehrlich sind, meinen sie damit auch das Weihnachtsessen, denn Werner versorgte die ganze Truppe des Strassenkreises Herisau immer mit feinsten Weihnachtsguezli. Wo er die Zeit für deren Zubereitung hernahm, bleibt sein Geheimnis, so wie sich das für einen Appenzeller gehört.