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Gebietsfremde Tiere (Neozoen)
Gebietsfremde Tiere, sogenannte Neozoen, werden häufig als blinde Passagiere mit Importware oder Fahrzeugen eingeschleppt und verbreitet. Es gibt aber auch Tiere, die durch bewusste menschliche Aktivitäten wie z.B. dem Tierhandel, eingeschleppt werden. Manche dieser Arten sind in der Lage, am neuen Standort eine Population aufzubauen und sich dauerhaft anzusiedeln. Etwa jede tausendste neu eingebrachte Art verhält sich invasiv. Das bedeutet, dass sie einheimische Tierarten verdrängt beziehungsweise Menschen, andere Tiere oder die Umwelt schädigt. In diesen Fällen müssen Neozoen gemäss Art. 52 eidgenössischer Freisetzungsverordnung (FrSV) bekämpft werden.
Gebietsfremde Mücken
Im Kanton Appenzell Ausserrhoden wurde bisher noch keine Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) gefunden. Verbreitet ist hingegen die ähnliche Japanische Buschmücke (Aedes japonicus). Sie ist grösser als die Tigermücke und hat mehrere braune Linien auf dem Rücken. Zudem sind die Enden des hintersten Beinpaares bei Buschmücken schwarz. Die Tigermücke ist kleiner als ein Fünfräppler und hat einen weissen Streifen auf dem Rücken.
Anders als einheimische Mücken stechen Tiger- und Buschmücken auch tagsüber und nicht nur in der Dämmerung. Sie sind potenziell in der Lage, exotische Krankheiten zu übertragen.
Verdachtsmeldungen zu Tigermücken können beim Amt für Umwelt gemacht werden. Für die zweifelsfreie Bestimmung der Art sind Bilder in guter Qualität erforderlich. Auf dem Foto sollten der Rücken sowie die Beine des Tieres erkennbar sein. Gelingt es, die Mücke einzufangen (ohne Klebestreifen!), kann das tote Tier mit etwas Watte oder Haushaltspapier gepolstert in einem geeigneten Behälter aufbewahrt werden. So kann es später zur genauen Bestimmung verwendet werden.
Links:
»» Website Mücken Schweiz - invasive Mücken
»» Merkblatt Tigermücke (Stadt Zürich)
»» Merkblatt Buschmücke (Stadt Zürich)
»» Flyer Ausbreitung von Busch- und Tigermücken vermeiden (Schweizerisches Mückennetzwerk)
Gebietsfremde Ameisen
In der Schweiz sind bisher zwei problematische, gebietsfremde Ameisenarten bekannt: Die vernachlässigte Wegameise (Lasius neglectus) und Tapinoma nigerrimum. Im Gegensatz zu einheimischen Ameisen sind diese beiden Arten in der Lage, Nester mit mehreren Königinnen zu bilden. Dadurch können sie sehr zahlreich auftreten und andere Ameisen und Insekten verdrängen. Eine Bekämpfung ist anspruchsvoll, da sämtliche Königinnen getötet werden müssen, um eine Kolonie zu bekämpfen.
Von blossem Auge und ohne Fachkenntnisse lassen sich die beiden Ameisen nicht von heimischen Arten unterscheiden. Wenn Ameisen aussergewöhnlich zahlreich auftreten oder eine Bekämpfung nicht wirksam ist, könnte das auf gebietsfremde Ameisen hinweisen. Zögern Sie nicht, bei Unklarheiten oder Fragen eine Fachperson beizuziehen. Für eine Bestimmung können tote Ameisen in Watte oder ein Papiertuch gelegt und in einem geeigneten Behälter dem Amt für Umwelt zugestellt werden.
Link:
»» Merkblatt Ameise (Stadt Zürich)
Plattwürmer
Im Kanton Appenzell Ausserrhoden gab es bisher noch keinen bestätigten Plattwurmfund. In der Schweiz sind bereits die drei Arten Obama nungara, Diversibipalium multilienatum und Caenoplana variegata vorgekommen. Sie verbreiten sich mit der Erde von importierten Topfpflanzen und sind meistens unter Pflanzgefässen, Paletten oder Steinen zu finden.
Im Gegensatz zu Regenwürmern und Blutegeln sind Plattwürmer ganz glatt und haben keine Rillen. Sie haben keine einheimischen Feinde und können eine Bedrohung für lokale Arten - insbesondere für den Regenwurm - darstellen und die Bodenqualität verschlechtern.
- Obama nungara wird bis zu 7 cm lang und gleicht einem Blutegel. Er frisst unter anderem Regenwürmer und Schnecken.
- Caenoplana variegata wird bis 20 cm lang und hat gelbe Streifen auf dem Rücken. Er frisst fast alle Gliederfüssler, zu denen auch die Insekten gehören.
Kontaktieren Sie im Verdachtsfall das Amt für Umwelt (idealerweise mit einem Foto des Fundes). Töten Sie den Wurm in Seifenwasser ab und lassen Sie ihn anschliessend trocknen, um das Tier für eine genaue Bestimmung zu konservieren. Bei Verdacht auf einen Plattwurm sollte eine grosszügige Bodenprobe oder bei Töpfen gleich der ganze Topf samt Erde aufbewahrt werden.
Achtung: Einen Plattwurm zu zerschneiden führt nicht zu seinem Tod, sondern zu zwei lebenden Individuen.
Link:
»» Merkblatt Plattwürmer (Cercle exotique)
Buchsbaumzünsler
Da die Raupen des Buchsbaumzünslers im Inneren der Buchsbäume leben, wird ein Schaden oft erst spät entdeckt. Mit regelmässigen Kontrollen zwischen März und September kann ein Befall frühzeitig erkannt werden. Für die Bekämpfung können biologische Mittel auf der Basis des Bakteriums «Bacillus thuringiensis» eingesetzt werden. Diese schonen im Gegensatz zu anderen Pflanzenschutzmitteln Bienen und andere Nützlinge. Grössere Raupen lassen sich auch von den Büschen schütteln oder von Hand entfernen und anschliessend im Kehricht entsorgen.
Link:
»» Merkblatt Buchsbaumzünsler (Stadtgärtnerei Basel-Stadt)
Nosferatu-Spinne
Die Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana, Abbildung links) stammt aus dem Mittelmeerraum und hat sich in der Schweiz weit verbreitet. Im Kanton Appenzell Ausserrhoden wurde sie aber noch nicht nachgewiesen. Weil die Nosferatu-Spinne nachtaktiv ist, sieht man sie vor allem im Siedlungsgebiet, wenn nachts das Licht angemacht wird.
Der Körper der Spinne wird bis zu 2 cm gross und die Spannweite der Beine beträgt 6 bis 8 cm. Sie ist hell- bis dunkelbraun und kann anhand der charakteristischen stern- oder schmetterlingsförmigen Zeichnung auf dem Vorderkörper bestimmt werden. Nicht zu verwechseln ist die Nosferatu-Spinne mit der einheimischen Kreuzspinne (Abbildung rechts) oder den ähnlichen Wolfs- oder Hauswinkelspinnen. Fühlt sie sich in die Enge getrieben, kann die Nosferatu-Spinne beissen. Der Biss ist für Menschen ungefährlich und gleicht einem Mückenstich.
Link:
»» Artikel im Ornithologischen Beobachter
Asiatische Hornisse
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) stammt aus Asien. Im Jahr 2017 gab es in der Romandie die ersten Schweizer Funde. Die Art kann an ihrem dunklen Hinterleib mit gelben Streifen und an den gelben Beinen von Europäischen Hornissen unterschieden werden.
Asiatische Hornissen jagen Insekten und fressen auch Honigbienen. Gesunde Bienenvölker können diese Verluste verkraften. Die Bienen reduzieren aber ihre Sammeltätigkeit oder fliegen nicht mehr aus, wenn Asiatische Hornissen in der Nähe sind. Für Menschen sind Asiatische Hornissen nicht gefährlicher als ihre einheimischen Verwandten.
Fotos von verdächtigen Hornissen oder tote Tiere, die in einer Kartonschachtel zugeschickt werden können, sind wertvolle Hinweise für das Monitoring der Art.
Links:
»» Merkblatt Asiatische Hornisse
»» Website Agroscope Bekämpfung der Asiatischen Hornisse
Etablierte Neozoen
Manche der eingeschleppten oder eingewanderten Arten werden gar nicht mehr als Neozoen wahrgenommen. Dazu gehört beispielsweise der Höckerschwan, der ursprünglich in Nordosteuropa sowie Teilen Asiens heimisch war. Aber auch einige der problematischen Neozoen haben sich in unserer Gegend weit verbreitet:
Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) können sehr unterschiedlich gefärbt und gepunktet sein. Von einheimischen Marienkäfern lassen sie sich anhand des schwarzen "W"s auf dem Halsschild unterscheiden. Die Art ist unter anderem problematisch, weil einheimische Marienkäfer verdrängt werden.
Die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) stammt aus Südostasien. Sie vermehrt sich sehr schnell und legt ihre Eier in gesunde Früchte. Weil diese kurz darauf verderben, entstehen grosse Schäden an Beeren, Steinobst und Reben.
Die Varroamilbe (Varroa destructor) parasitiert Bienen und kann dabei Viren übertragen. In ihrem Herkunftsgebiet in Ostasien ist der Befall lokaler Honigbienen unproblematisch. Aber bei uns konnten sich Bienen nicht an die Varroamilbe anpassen und werden von ihr stark geschwächt. Ohne geeignete Behandlung oder in Kombination mit weiteren Faktoren können die Milben zum Absterben eines Bienenvolks führen.
Links:
»» Merkblatt Asiatischer Marienkäfer (Stadt Zürich)
»» Website Agroscope Kirschessigfliege
»» Website Agroscope Varroamilbe
Aquatische Neozoen
Ein grosser Teil der invasiven Neozoen lebt in Seen und Flüssen und ist daher im Kanton Appenzell Ausserrhoden weniger relevant. Informationen zu im Wasser lebenden gebietsfremden Organismen finden sich im Sachbereich Fischerei.
Zusätzliche Informationen
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rene.glogger@clutterar.ch